Signalkrebse

Der amerikanische Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) ist ein Neozoon, ein Neuansiedler in Europa. In den letzten Jahrzehnten hat er sich massiv ausgebreitet und ist für einheimische Flusskrebsarten zum Existenzproblem geworden, denn er bedroht und infiziert ihren Lebensraum. Hat der Signalkrebs sich erst einmal in einem Gewässersystem verbreitet, wird man ihn nicht mehr los.

So schädlich er für die heimische Natur ist, so nützlich kann er für den Menschen als Speisekrebs sein. Der Signalkrebs darf mit entsprechender Erlaubnis gern gefangen werden und macht sich sehr deliziös auf dem Teller. Seine Fleischqualität lässt sich sogar mit der des Hummers vergleichen.

 

 

Äußere Merkmale von Signalkrebsen

Alter  bis 10 Jahre
Größe bis 12 cm (Weibchen)
bis 16 cm (Männchen)
Gewicht bis 80 g (Weibchen)
bis 200 g (Männchen)

 

Der Signalkrebs ähnelt von der Größe und vom Aussehen her den europäischen Flusskrebsarten. Seinen Namen verdankt er dem auffälligen weißen bis bläulichen Fleck auf den Scheren. Die Unterseite der Scheren ist rot und dient als Warnfarbe für Gegner. Sein Panzer hat eine braun-oliv-rötliche Färbung und ist glatt, während die heimischen Arten kleine Dornen am Kopfbrustpanzer aufweisen. Signalkrebse sind Nachtschwärmer, können jedoch auch tagsüber aktiv sein.

 

Vorkommen

In klaren, kalten Fließgewässern fühlt sich der Signalkrebs besonders wohl. Im Gegensatz zum heimischen Edelkrebs verträgt er jedoch auch etwas höhere Temperaturen, so dass er außerdem in stehenden Gewässern wie Teichen und kleineren Seen zu finden ist. Der Klimawandel kommt ihm also zugute. Er gräbt sich gern Höhlen am Ufer unter Wurzeln oder Steinen.

 

Wie kam der amerikanische Signalkrebs nach Europa?

Ursprünglich stammt dieser Flusskrebs aus Nordamerika, westlich der Rocky Mountains bis hin zur Pazifikküste. In den 1960er Jahren wurde er als Neozoon zunächst in Schweden angesiedelt, um die Krebsfischerei wieder anzukurbeln. Denn die Krebspest wütete in europäischen Gewässern und hatte den Bestand an den Schalentieren gravierend dezimiert. Der Signalkrebs erwies sich zwar als immun, jedoch übertrug er diese Pilzkrankheit. Somit hatte seine Ansiedlung und Ausbreitung verheerende Folgen für die heimischen Krebsarten, die sich bis heute nicht davon erholt haben. Hinzu kommt, dass der dominante Zuwanderer gern die ansässigen Arten aus ihrem Lebensraum verdrängt.

flusskrebs-signalkrebs

Ernährung und Verhalten

Der Signalkrebs zeigt einen aggressiven Charakter, nicht nur unter konkurrierenden Artgenossen. Im Kampf vertreiben die Signalkrebs-Männchen die heimischen Edelkrebse und Steinkrebse. Natürliche Fressfeinde hat der Einwanderer aus Amerika in seiner neuen Heimat kaum zu befürchten, da in Europa keine Bussarde und Marder in großer Zahl vorkommen. Einzig Forellen, Hechte, Zander, Aale und Welse können den jungen Exemplaren gefährlich werden. Der Signalkrebs vermehrt sich daher rasant und versteht es gut, sich auszubreiten, denn bei regnerischem Wetter kann er bis zu 2 km über Land wandern, um neue Gewässer zu erobern. Signalkrebse sind Allesfresser. Weil jedoch auch bevorzugt Fischlarven zur Nahrung gehören und der Signalkrebs schon aufgrund seiner Anzahl recht gefräßig ist, leiden darunter auch Fischbestände wie Lachs und Forelle.

 

Invasive Bedrohung

Der amerikanische Signalkrebs zählt zweifelsfrei zu den invasiven Arten, da er die biologische Vielfalt der hiesigen Ökosysteme bedroht. Eines macht dieses Tier besonders gefährlich für die europäischen Flusskrebsarten: Er überträgt tödliche Krankheitserreger in Gestalt der Krebspest. Die Sporen dieser Pilzkrankheit können bis zu 3 Wochen überleben und werden in Fließgewässern flächendeckend weitergetragen. Der Signalkrebs selbst ist gegen die Krebspest resistent, unsere heimischen Krebse jedoch nicht. Mit absolut tödlichen Folgen. Edelkrebse und Steinkrebse kommen nur noch selten vor, der Dohlenkrebs ist fast ausgestorben. In kontrollierten Teichen oder Baggerseen kann der Edelkrebs noch ein nennenswertes Vorkommen bilden. Jedoch würde ein einziger infizierter Signalkrebs genügen, um eine ganze Population auszulöschen. Seine Auswilderung durch den Menschen ist daher streng verboten. Also glauben Sie bitte nicht, Sie tun der Natur etwas Gutes, wenn Sie Signalkrebse irgendwo in einem Gewässer freisetzen! Hat der Signalkrebs erst einmal ein Gewässer bezogen, wird man ihn kaum mehr los. Sogenannte Krebssperren können zumindest kleine Oberläufe und Zuläufe, wohin sich die heimischen Krebse oft zurückgezogen haben, schützen und das Vordringen der wanderfreudigen Invasoren aufhalten.

 

Die Lösung: Der Mensch als „Fressfeind“

Ein altbekanntes Sprichwort sagt: Wer sich die Suppe eingebrockt hat, der muss sie auch auslöffeln! Und das sogar im wahrsten Sinne, denn Signalkrebse sind ausgesprochen schmackhafte Speisekrebse. Zudem kann ein Männchen schon mal bis zu stattliche 200 g auf die Waage bringen. Die massenhafte Vermehrung und Ausbreitung des Signalkrebses in fast ganz Europa verlockt geradezu zum Krebsfischen. Durch seine fortwährende Entnahme aus unseren Gewässern werden die bedrohten heimischen Krebsarten vor dem Aussterben geschützt und auf lange Sicht können sich die Ökosysteme von der Invasion erholen.

Signalkrebse in Reuse

Ist die Krebspest gefährlich für den Menschen?

Für Menschen ist die Krebspest ungefährlich. Signalkrebse sind gegen diese tödliche Pilzkrankheit, die ursprünglich aus ihrer Heimat Nordamerika stammt und schon im späten 19. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt wurde, schon lange immun. Sie übertragen sie jedoch auf unsere heimischen Krebsarten, die daran zugrunde gehen. Infizierte Edelkrebse und Steinkrebse werden von Lähmung befallen und ihre Gliedmaßen sterben ab.

 

Wie lassen sich Signalkrebse fangen und wer darf sie überhaupt fangen?

Wer privat Signalkrebse fangen will, benötigt einen Angelschein, auch wenn Krebse nicht geangelt werden können. Wichtig ist außerdem eine Erlaubnis des Gewässereigentümers oder Pächters, wenn es sich um Pachtgewässer handelt. Dafür wendet man sich am besten an die örtliche Fischereibehörde. Ansonsten bleibt der Krebsfang den Berufsfischern vorbehalten, die Reusen für den Fang einsetzen. Angler können sich selbst kleine Krebsfallen basteln: eine Schnur, ein Netzstrumpf und passende Köder reichen schon aus. Als Köder dienen kleine Fische oder auch Stücke einer Räuchermakrele aus dem Supermarkt. Fischer und Angler sollten ihren Krebsfang immer daraufhin untersuchen, ob sich nicht versehentlich ein geschützter Krebs darunter befindet. Signalkrebse erkennt man hauptsächlich an der weißen oder bläulichen Farbe des Scherengelenks. Edelkrebse haben ein rotes, Steinkrebse ein blassrotes Scherengelenk. Diese beiden Arten sind vom Aussterben bedroht und müssen wieder in die Freiheit entlassen werden.

 

Haltung von Signalkrebsen

Wer Interesse daran hat, sich Signalkrebse für seine Küche zu halten, sollte zunächst auf die jeweilige nationale Gesetzgebung achten. Denn in der Schweiz ist die Haltung von Signalkrebsen nicht erlaubt. Darf man diese Tiere halten, dann sind sie in ausreichend großen Aquarien am besten aufgehoben. Von einer Haltung im Gartenteich ist dringend abzuraten, weil der Signalkrebs auch an Land gehen und andere Gewässer heimsuchen kann. Mit den bekannten verheerenden Folgen für dort ansässige Arten.

 

Wie werden Signalkrebse zubereitet?

Am besten frisch. Es gibt berechtigte Diskussionen aus Gründen des Tierschutzes, ob man diese Schalentiere lebend ins kochende Wasser werfen darf. Jedoch quält man Krebse mit aller höchster Wahrscheinlichkeit weitaus mehr, wenn man ihnen den Kopf abreißt oder versucht, sie zu betäuben. Denn Krebse gehören zur großen Gattung der Wirbellosen, das heißt, sie haben kein zentrales Nervensystem, sondern ein Strickleiternervensystem. Das Gehirn befindet sich somit nicht im Kopf allein, es verteilt sich vielmehr ganglienartig im Körper. Das heißt im Klartext: Auch wenn der Kopf ab oder betäubt ist, verspürt der ganze Rest des Körpers Schmerzen! Wenn man Krebsen also einen raschen Tod bereiten will, dann am besten, indem man sie mit dem Kopf voran in sprudelnd heißes Wasser gibt.

Das feine, delikate Krebsfleisch, aus dem Schwanz und den Scheren herausgelöst, lässt sich ganz klassisch mit Cocktailsauce und Baguette servieren oder es kann in einem Sud aus Weißwein und Knoblauch zu Pasta gereicht werden. Es gibt etliche leckere Kochrezepte für Krebse und der eigenen Kreativität sind hierfür natürlich keine Grenzen gesetzt.