Flusskrebsarten

Sie gehören zu den ältesten Tierarten dieser Erde. Flusskrebse existieren seit 200 Millionen Jahren und waren Zeitgenossen der Dinosaurier. Ihr Aussehen hat sich im Laufe der Zeit kaum gewandelt. Man kann sie daher zu den lebenden Fossilien zählen.

Flusskrebse sind nahezu auf der ganzen Welt zu Hause. Ausgenommen sind die Polarregionen und auch die Tropen. So kommt erstaunlicherweise auf dem gesamten afrikanischen Kontinent keine Flusskrebsart natürlichen Ursprungs vor. Einzig auf der großen Insel Madagaskar, südöstlich vor Afrika gelegen, existieren Flusskrebsarten. Warum das so ist, darüber rätseln die Wissenschaftler. Die Artenvielfalt der Flusskrebse wird in vier Familien zusammengefasst, die sich nach ihrer jeweiligen Heimat richtet:

  • Familie der Astacidae
    • Vorkommen: Europa und Nordamerika
    • umfasst fünf Arte
  • Familie der Cambaridae
    • Vorkommen: Nordamerika
    • umfasst zahlreiche Arten
  • Familie der Cambaroididae
    • Vorkommen: Ostasien
    • umfasst eine einzige Gattung mit sechs Arten
  • Familie der Parastacidae
    • Vorkommen: südliche Hemisphäre (Südamerika, Madagaskar, Australien
    • umfasst zahlreiche Arten

 

Flusskrebsarten in Europa – Die Astacidae

Der Edelkrebs (Astacus astacus)

Beschreibung

Der Edelkrebs ist die größte Flusskrebsart Europas. Die Weibchen werden bis zu 12 cm lang und wiegen dann 125 g. Die Männchen werden bis zu 16 cm lang und wiegen dann 250 g. Manche Exemplare können sogar bis zu 20 cm lang und 350 g schwer werden. Edelkrebse werden 15 bis 20 Jahre alt. Ihr Panzer ist einheitlich grünlich-braun gefärbt und ihre kräftigen Scheren weisen eine rötliche Färbung auf. Edelkrebse erkennt man hauptsächlich an den roten Scherengelenken.

Vorkommen

Der Edelkrebs kommt ausschließlich in Europa vor. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war er vor allem in den Flüssen Nord-, Mittel- und Osteuropas zahlreich verbreitet. Die Krebspest und die schädlichen Einflüsse des Menschen auf die Ökosysteme führten dazu, dass die Edelkrebs-Populationen drastisch zurückgingen. Heute zählt er zu den bedrohten Arten und steht unter Naturschutz. Seine Reproduktion wird in isolierten Stillgewässern und abgeriegelten kleinen Oberläufen gesichert.

Lebensraum

Edelkrebse bevorzugen kalkhaltige Gewässer, deren Ufer stark bewachsen, jedoch nicht zu schlammig sind. Er gräbt sich gern Wohnhöhlen am Ufer, in denen er sich tagsüber versteckt. Um die Fortpflanzung zu ermöglichen, sollte die Wassertemperatur im Sommer höher als 15 Grad sein, jedoch 25 Grad nicht übersteigen. Gewässer, in denen Krebsarten leben, die die Krebspest übertragen, werden vom Edelkrebs nicht bewohnt.

Kulinarische Bedeutung

Einst ein äußerst beliebter Speisekrebs, steht der Edelkrebs heute unter Naturschutz und darf nicht zum Verzehr gefangen werden.

 

Der Steinkrebs (Austropotamobius torrentium)

Beschreibung
Der Steinkrebs weist ähnliche Körperproportionen wie der Edelkrebs auf, ist jedoch weitaus kleiner als dieser. Die Weibchen werden bis zu 8 cm und die Männchen bis zu 12 cm lang. Somit ist der Steinkrebs die kleinste europäische Flusskrebsart. Sie werden 12 Jahre alt. Der Panzer ist graubraun gefärbt und leicht marmoriert. Die Scherenunterseite ist weißlich gefärbt, dadurch unterscheidet sich der Steinkrebs vom Edelkrebs, dessen Scherenunterseite rot gefärbt ist.

Verbreitung
Steinkrebse kommen ausschließlich in Europa vor, vor allem in Ost- und Mitteleuropa. Ihr Bestand wurde durch die Krebspest und durch schädliche Umwelteinflüsse drastisch dezimiert, so dass der Steinkrebs zu den bedrohten Arten zählt und ebenfalls unter Naturschutz steht. Um seine geringen Bestände zu sichern, ist es wichtig, dass er nicht mit Krebsarten in Berührung kommt, die die Krebspest übertragen.

Lebensraum
Den Steinkrebs findet man in sauberen, kalten Bäche und Quellregionen mit steinigem, kiesigem Untergrund. Er versteckt sich tagsüber unter größeren Steinen oder in selbstgegrabenen Höhlen. Ein Wanderer ist er nicht gerade, er verbleibt gern in seiner Umgebung. Das Wasser sollte im Sommer kühl bleiben und 15 bis 20 Grad nicht übersteigen.
Kulinarische Bedeutung
Wegen seiner geringen Größe ist der Steinkrebs noch nie als Speisekrebs in Erscheinung getreten. Da er außerdem zu den geschützten Arten zählt, darf auch er nicht zum Verzehr gefangen werden.

 

Der Dohlenkrebs (Austropotamobius pallipes)

Beschreibung
Er ist ein naher Verwandter des Steinkrebses, mit dem er die geringe Größe gemeinsam hat. Dohlenkrebse werden 9 bis 11 cm lang und 10 bis 12 Jahre alt. Sie haben relativ große, breite Scheren. Der Panzer ist hellbraun gefärbt und weist kleine Dornen auf.

Verbreitung
Der Dohlenkrebs kommt ausschließlich in Europa vor, hauptsächlich in Westeuropa. In Irland ist er sogar die einzige Flusskrebsart. In Deutschland galt er als ausgestorben, doch es gibt im Südwesten noch ganz geringe Bestände. Schädliche Umwelteinflüsse und die Verbreitung der Krebspest durch neu angesiedelte fremde Arten führten auch bei ihm dazu, dass er zu den stark bedrohten Arten gehört.

Lebensraum
Dohlenkrebse sind nicht so sehr temperaturempfindlich wie andere Flusskrebsarten und können dadurch sehr unterschiedliche Gewässer besiedeln, Waldbäche ebenso wie sumpfige Stillgewässer. Sie sollten allerdings ein alkalisches Milieu aufweisen. An bewachsenen Ufern versteckt sich der Dohlenkrebs tagsüber gern unter Baumwurzeln.
Kulinarische Bedeutung
Auch der Dohlenkrebs ist aufgrund seiner geringen Größe nie als Speisekrebs in Betracht gezogen worden und steht zudem unter Naturschutz, so dass er nicht zum Verzehr gefangen werden darf.

 

Der Galizische Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus)

Beschreibung
Die Männchen des Galizischen Sumpfkrebses werden bis zu 18 cm lang und 200 g schwer. Die Weibchen bleiben kleiner und haben einen gedrungenen Körperbau. Die Männchen sind im Vergleich zum Edelkrebs schlanker und die Scheren sind langgezogener. Der Panzer ist hellbraun gefärbt und weist Dornen auf. Der Galizische Sumpfkrebs wird 6 bis 10 Jahre alt.

Verbreitung
Ursprünglich stammt der Galizische Sumpfkrebs aus Südosteuropa und Vorderasien, speziell der Gegend um das Schwarze und das Kaspische Meer. Nachdem der Edelkrebsbestand sich aufgrund der Krebspest stark verringerte, wurde der Galizische Sumpfkrebs in Mitteleuropa angesiedelt, in der Annahme, er sei gegen die Krebspest immun. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, denn der Galizische Sumpfkrebs erwies sich als genauso anfällig für die tödliche Pilzkrankheit.

Lebensraum
Galizische Sumpfkrebse vertragen Gewässerverschmutzung etwas besser als andere Flusskrebsarten. Man findet sie in langsam fließenden Gewässern mit einem schlammigen Untergrund. Auch sie verstecken sich tagsüber gern in Höhlen am Ufer oder graben sich einfach in den Schlamm ein. Der Galizische Sumpfkrebs geht gern auf Wanderschaft und erkundet andere Gewässer, hat jedoch einen friedlichen Charakter. Dennoch darf er als gebietsfremde Art nicht in heimischen Gewässern ausgesetzt werden.

Kulinarische Bedeutung
Der Galizische Sumpfkrebs wird vor allem in der Türkei im großen Stil gezüchtet. Er gehört nicht zu den bedrohten Arten und eignet sich aufgrund seiner stattlichen Größe bestens als Speisekrebs.

 

Der Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)

Beschreibung
Der amerikanische Signalkrebs ähnelt vom Aussehen und von der Größe her dem Edelkrebs. Die Weibchen werden bis zu 12 cm groß und 80 g schwer, die Männchen bis zu 16 cm und 200 g schwer. Der Panzer ist braun-oliv gefärbt und die Unterseite der Scheren rot. Am besten zu erkennen ist der Signalkrebs durch den auffälligen weiß-bläulichen Fleck am Scherengelenk, der ihm seinen Namen verlieh. Sie werden 10 Jahre alt.

Verbreitung
Der Signalkrebs stammt aus dem Westen Nordamerikas und wurde in den 1960er Jahren als Speisekrebs zunächst in Schweden angesiedelt. Von dort breitete er sich rasant in nahezu ganz Europa aus. Der amerikanische Signalkrebs gehört zu den invasiven Arten, er verdrängt heimische Krebsarten aus ihrem Lebensraum und ist einer der Hauptüberträger der Krebspest, gegen die er selbst resistent ist.

Lebensraum
Signalkrebse bevorzugen klare, kühle Fließgewässer, auch kleinere Seen, mit hartem Wasser, also einem erhöhten Kalkgehalt. Er gräbt sich kleine Höhlen am Ufer, in denen er sich versteckt, jedoch kann er auch tagsüber aktiv sein. Der Signalkrebs hat einen aggressiven Charakter, ist sehr erkundungsfreudig und sucht gern andere Gewässer heim. Dafür geht er auch bis zu 2 km über Land.

Kulinarische Bedeutung
Der Signalkrebs ist ein ebenso schmackhafter Speisekrebs wie der geschützte Edelkrebs. Er vermehrt sich schnell und kann daher nicht nur gern, sondern soll sogar professionell aus unseren Gewässern gefischt werden.

 

Flusskrebsarten in Nordamerika – Die Cambaridae

Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)

Beschreibung
Weibchen wie Männchen werden 12 cm groß, seltener auch bis zu 15 cm, und 5 Jahre alt. Der Panzer ist dunkelrot, die Scheren sind sehr auffällig mit knallroten Dornen besetzt.
Verbreitung
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs stammt ursprünglich aus dem Süden der USA und Nordmexiko. Da er vor allem im Bundesstaat Louisiana sehr häufig vorkommt, wird er auch Louisianakrebs genannt. Von dort wurde er überall in den USA und weltweit, so auch in Afrika, verbreitet. Nach Europa ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs vor allem durch Aquarianer gelangt und hat durch Auswilderungen seinen Weg in freie Gewässer gefunden, wo er sich rasch vermehrt und großen Schaden anrichtet. Bestände sind schon in Spanien, Frankreich und Deutschland nachgewiesen worden.

Lebensraum
Rote Amerikanische Sumpfkrebse bevorzugen stehende Gewässer, Sümpfe, auch überflutete Wiesen, in subtropischen Gebieten. Sie graben tiefe Wohnhöhlen in den Boden und können so Trockenzeiten überstehen. Sie sind generell recht unempfindlich, an die kühlen Temperaturen in Europa haben sie sich angepasst. Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs gehört zu den invasiven Arten, er breitet sich aggressiv aus und überträgt die für die heimischen Arten tödliche Krebspest. Ebenso wie der Signalkrebs ist er auch tagsüber aktiv und kann sich auf Wanderschaft über Land begeben, um andere Gewässer zu besetzen. Deshalb ist das Aussetzen dieser Art oder die Haltung im Gartenteich untersagt.

Kulinarische Bedeutung
Trotz seiner geringen Größe ist der Rote Amerikanische Sumpfkrebs der meistgezüchtete Speisekrebs der Welt. Die USA und China sind die Hauptproduzenten. Diese Art wächst sehr schnell, vermehrt sich stark und ist gegen Umwelteinflüsse relativ unempfindlich. Innerhalb der EU sind der Handel und die Zucht von Roten Amerikanischen Sumpfkrebsen jedoch verboten!

 

Der Kamberkrebs (Orconectes limosus)

Beschreibung
Weibchen wie Männchen werden in der Regel 10 cm, zuweilen bis zu 12 cm groß und 5 bis 6 Jahre alt. Sie haben kleine, aber kräftige Scheren. Der Panzer ist hellbraun mit dunklen Querstreifen am Hinterleib. Die Scherenspitzen sind orange und durch ein dunkles Band farblich abgesetzt.

Verbreitung
Ursprünglich ist der Kamberkrebs in Nordamerika östlich der Rocky Mountains beheimatet. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er in Deutschland angesiedelt, um dem Schwund durch die Krebspest entgegenzuwirken. Von dort hat er sich in gesamt Mittel- und Westeuropa ausgebreitet und die Krebspest weitergetragen.

Lebensraum
Der Kamberkrebs bevorzugt trübe Seen und größere, langsam fließende Gewässer. Mit dem Bau von Wohnhöhlen betreibt er keinen Aufwand, er versteckt sich einfach im Schlamm oder zwischen Wasserpflanzen. Außerdem ist er auch tagsüber aktiv. Er vermehrt sich schnell und ist gegen Umwelteinflüsse relativ unempfindlich. Auch der Kamberkrebs gehört zu den invasiven Arten, die aggressiv die heimischen Arten verdrängen und die tödliche Krebspest übertragen.

Kulinarische Bedeutung
Der Kamberkrebs ist mittlerweile die häufigste Flusskrebsart in Mittel- und Westeuropa. Wegen seiner geringen Größe wird er als Speisekrebs jedoch nicht allzu sehr geschätzt.

 

Der Kalikokrebs (Faxonius immunis)

Beschreibung
Weibchen wie Männchen werden bis zu 9 cm groß und 3 Jahre alt. Zu erkennen sind Kalikokrebse am rautenförmigen, dunklen Muster auf dem Hinterleib.

Verbreitung
Ursprünglich stammt der Kalikokrebs aus Nordamerika, rund um das Einzugsgebiet des Mississippi. In den 1990er Jahren kam er auf unbekannten Wegen nach Europa und breitet sich hier zunehmend aus.

Lebensraum
Ähnlich wie der Kamberkrebs bevorzugt der Kalikokrebs trübe, langsam fließende Gewässer. Jedoch ist er anspruchsloser und kann auch kleine, stehende Gewässer besiedeln, die er buchstäblich leerfrisst und somit die heimische Tier- und Pflanzenwelt bedroht. Außerdem gräbt er gern meterlange Wohnhöhlen in Uferböschungen und richtet somit zusätzlichen Schaden an. Der Kalikokrebs gehört ebenfalls zu den invasiven Arten, geht gern auf Wanderschaft und überträgt die Krebspest.

Kulinarische Bedeutung
Als Speisekrebs ist der Kalikokrebs verwendbar, jedoch aufgrund seiner geringen Größe nicht besonders beliebt.